Bekannt für seine Luftsprünge nach eigenen Siegen: Marco Lenz kehrt zu seinem Heimatverein SV Untergriesbach zurück und will dazu beitragen, dass der Aufsteiger vielleicht die 2. Liga hält. − Foto: Josef BinderOberliga-Meister meldet sich für die zweithöchste deutsche Ringer-Klasse an / Einige Ex-Athleten kehren zurück

Aus der PNP vom 22.01.2016 - Mit freundlicher Genehmigung durch die PNP (Herrn Witte/Herrn Freund)

von Michael Witte

"Samstag Ringen": Unter diesem Motto zogen vor Jahren hunderte Fans, Freunde, Verwandte und Bekannte am Samstagabend gen Verbandsschul-Turnhalle zu den Ring-Kämpfen des SV Weiß-Blau Untergriesbach und verwandelten die beschauliche Sportstätte in einen Hexenkessel. Dazu könnte es auch in diesem Jahr wieder kommen, denn Weiß-Blau hat nach der sportlichen Qualifikation nun auch offiziell für die 2. Bundesliga gemeldet. "Wir wollen es probieren", sagt Armin Neudorfer, einer der neuen "Macher" im Ringerdorf Untergriesbach. Und einige alte Kämpen kehren zum SVU zurück. 

Am Mittwoch, 20. Januar, mussten die Vereine, die sich für die 2. Bundesliga qualifiziert oder wie im Falle des SVU als Meister der Oberliga dazu verpflichtet sind, ihr Votum beim Deutschen Ringer-Bund (DRB) abgeben: 2. Liga, ja oder nein. Im Falle einer Absage für die zweithöchste deutsche Ringer-Klasse hätte der SVU in die unterste Staffel, die Gruppenliga, (zwangs-)absteigen müssen und hätte ein Jahr nicht aufsteigen dürfen – so sehen es die DRB-Statuten vor. Nach den Worten von Neudorfer ein "No-Go" auf der Donau-Höhe.

Bei Weiß-Blau hat man sich trotz aller Bedenken für den Sport, einen "Salto vorwärts" entschieden – "ob das sportlich Sinn macht, sei einmal dahingestellt", sagt Neudorfer. Andererseits hätte ein Zwangsabstieg den Ringer-Standort Untergriesbach nachhaltig gefährden können. Den Sportlern komme im Training Motivation und Elan abhanden, im Wettkampf fehle die nötige Physis, beschreibt der langjährige Ringkämpfer Folgen einer unterforderten Truppe, die unfreiwillig vier Etagen unter ihrem eigentlichen Leistungs-Niveau auf die Matte gehen muss. Wozu dies führe, dafür gäbe es mannigfache Negativ-Beispiel wie etwa in Unterföhring oder Lichtenfels. Die dortigen Clubs hätten nach einem Zwangs-Abstieg nun große Probleme mit der Rückkehr zu ihrer eigentlichen Leistungsklasse – "das wollten wir in Untergriesbach verhindern".

Denn mit den "Jungen" Florian Unfried, Christoph Fenzl oder Johannes Lenz und den "Alten" wie Benedict Pauli, Andreas Buchetmann oder Benedikt Heindl verfügt der SVU über ein stabiles Gerüst, das in der höchsten bayerischen Liga – eben der Oberliga – nicht wackelt. Für Liga 2 fehlt dieser Mannschaft indes noch ein Stück Qualität, obwohl die älteren Semester der SVU-Riege schon auf Erstliga-Einsätze in ihrer sportlichen Vita verweisen können.

Neben den ungarischen Klasse-Ringern wie Gabor Farkas und Tamas Fodor, die beim SVU schon seit Jahren feste Größen sind, bedarf es jedoch noch weiteren Personals, um nicht völlig chancenlos in jedes Duell zu gehen. Und da ist der SVU schon schwer aktiv: Marco Lenz, der sich dem SV Wacker Burghausen angeschlossen hatte, kehrt zu seinem Heimatverein zurück, ebenso wird Christoph Scherr "aushelfen". Der Schwabe, dessen Lebensmittelpunkt mit Frau, zwei Kindern, Arbeitsplatz und Traineramt beim SVU-Nachwuchs schon seit Jahren in Untergriesbach liegt, gehört per se zu den SVU-Ringern wie die Wurst zum Fleisch. Scherr, ein Max Mustermann des Ringersports, ging in der vergangenen Saison sporadisch für den Zweitligisten SC Anger auf die Matte.

"Und mit Christoph Bauer verhandeln wir noch", informiert Neudorfer. Ein weiteres Untergriesbacher Eigengewächs, der in der vergangenen Saison beim Zweitligisten Hallbergmoos sein Glück suchte. Damit aber noch nicht genug. "Vielleicht ist noch die ein oder andere Überraschung möglich", sagt Neudorfer, "es hängt davon ab, wie sich das Budget durchs Sponsoring entwickelt." Nicht ausgeschlossen ist zudem, dass das "Projekt 2. Liga" ganz an fehlenden Mitteln scheitert, Unternehmer Neudorfer ist da aber optimistisch.

Wie fast überall im höherklassigen sportlichen Geschehen steht und fällt bei den kommenden Zweitliga-Ringern alles mit dem bereit stehenden Geld. Nach teils langen Diskussionen über die Vor- und Nachteile eines möglichen Zwangsabstiegs kümmert sich die Führungsriege der SVU-Abteilung jetzt um die Details. Und hat sich dafür personell neu aufgestellt: Robert Lenz bemüht sich um alte und neue Sponsoren, "Mister Ringen" Simon Rott hilft mit Rat und Tat bei den Finanzen, der neue Abteilungsleiter Matthias Pöppel beackert organisatorische Felder und Armin Neudorfer fungiert, koordiniert und agiert im Hintergrund.

Offen ist noch, wer die Regie in der Halle übernimmt, als Trainer die Mannschaften auf Höchstleistung bringen kann. "Guido Meltzer wird weiter Jugend- und Schülertrainer bleiben", sagt Neudorfer, der einst mit Meltzer als kongeniales Trainer-Duo Erfolge en masse feierte, die Weiß-Blauen sogar in die 1. Ringer-Bundesliga führte. "Nächste Woche werden wir das entscheiden", gibt Neudorfer den Fahrplan Richtung Liga 2 vor. Und dann werden sich wieder viele freuen dürfen, auf "Samstag Ringen".

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