Johannes Uhrenholt-Heindl holt Gold bei der Masters-DM für seinen SV Untergriesbach
von Michael Scherer
Er hat es geschafft: Bei den Deutschen Ringer-Meisterschaften der Masters im schwäbischen Ehningen (Landkreis Böblingen) hat der Untergriesbacher Johannes Uhrenholt-Heindl (40) den Titel für Weiß-Blau geholt. Uhrenholt-Heindl ließ in seiner Paradedisziplin Freistil nichts anbrennen und entschied souverän alle Duelle für sich – bis auf das Finale.
Nach seinem Sieg bereitet er sich nun auf die WM der älteren Ringer-Semester in Tatabánya (Ungarn) im Oktober vor. Auch Guido Meltzer (57) peilt diesen Wettkampf an. In Ehningen coachte er zusammen mit Benedikt Heindl seinen „Lieblingsschüler“ aus alten Bundesliga-Zeiten Johannes Uhrenholt-Heindl, und verzichtete selbst auf einen Start. Der 75-Kilo-Mann, der im „Hexenkessel“ der Verbandsschul-Turnhalle oft brillierte, lebt inzwischen mit Frau und drei Kindern – Tilly, August und Ellen – in Kopenhagen. Vor zwei Jahren packte ihn das Ringerfieber erneut, als sein Lehrmeister bei der Masters-WM nur knapp Gold verpasste. Uhrenholt-Heindl und Meltzer schlossen einen Deal: „Guido holt Gold, ich platziere mich“ – daraus wurde schnell mehr.
Der Arzt gründete einen eigenen Verein, um Trainingspartner zu finden. „Eine Kindergruppe hatte ich wegen meines Sohnes ja eh schon.“ Heute trainiert er Kinder und Erwachsene – besonders freitags beim von ihm ins Leben gerufene „Freistil-Seminar“, obwohl in Skandinavien traditionell nur Griechisch-römisch gerungen wird. „Dazu habe ich tatsächlich die alte Bundesligamatte des SVU gekauft.“
Der 40-Jährige trainiert darauf mit einem iranischen Coach und „ein paar MMA-Leuten“ (Mixed Martial Arts – eine moderne Vollkontakt-Kampfsportart). Mit Erfolg: Vor wenigen Monaten gewann der niederbayerische Däne das erste Freistil-Turnier in Dänemark (Kolding Cup) und wurde daraufhin zu den schwedischen Meisterschaften in Malmö eingeladen – auch dort holte er Gold, in der Klasse bis 70 Kilo.
In dieser Gewichtsklasse trat er nun auch in Ehningen bei den nationalen Titelkämpfen an – mit sieben weiteren Athleten in der Altersklasse B. Für seinen SVU. Und wie: Im ersten Duell ließ er Michael Zimmer (KSV Kirchlinde) keine Chance und besiegte den Dortmunder auf Schultern. In Runde zwei gewann er gegen Daniel Persch (TKSV Duisdorf) technisch überlegen. Im Finale wartete dann Ex-Bundesliga-Ringer Baris Diksu (KSV Winzeln) – eine echte Herausforderung für den Unfallchirurgen im Ringerdress.
„Das war ein ausgefuchster, cleverer Gegner“, resümierte Coach Meltzer nach dem vierminütigen Kampf. Fünf Sekunden vor Schluss führte Uhrenholt-Heindl knapp mit 2:1, als Diksu zum letzten Angriff ansetzte – doch der Gong rettete den Untergriesbacher. „Fünf Sekunden in einem Finale können brutal langsam vergehen“, sagt der neue deutsche Masters-Meister rückblickend. „Ich hätte fast noch einen Punkt abgegeben – aber eben nur fast.“
Für Uhrenholt-Heindl heißt es nun: „Noch eine Schippe drauflegen – und dann mit Vollgas zur WM in Ungarn. Leider schaffe ich es höchstens zweimal pro Woche auf die Matte. Aber wenn ich die Ringerschuhe anziehe, bin ich zu 100 Prozent fokussiert“ – so wie früher im „Hexenkessel“.